Marienplatzumfahrung München – erste Eindrücke

Seit Sperrung der Durchfahrt zwischen Deutscher Bank und dem Hugendubelhaus hat der gemeine Radler zwei Möglichkeiten, um die Altstadt in Nord-Süd-Richtung zu queren. Entweder er nutzt die altbekannte Route über den Marienplatz, was bei einem regeltreuen Radfahrer (gerüchteweise soll es so etwas geben) bedeutet, dass ein Teil der Strecke schiebend zurück zu legen ist, oder aber er nutzt die vom KVR empfohlene Umfahrung über den Hofgarten, Alfons-Goppel-Straße, Sparkassenstraße und Viktualkienmarkt. Ich bin bis zum Zeitpunkt der Sperrung nur sehr selten über den Marienplatz gefahren, weil mir das Durcheinander dort ziemlich gegen den Zeiger geht. Aus Neugier bin ich dann aber gleich nach der Inbetriebnahme der Sperrung die Umleitungsstrecke gefahren – weil dort einige Ecken eher problematisch sind. Außerdem hat mich interessiert, wie die neue Route angenommen wird. Als einzige Anpassung an die neuen Verhältnisse wurde die Sparkassenstraße zur Fahrradstraße umgewidmet – natürlich in der klassische „Radlhauptstadt“-Variante mit dem Zusatzschild „Kfz frei“. Also auch nur eine Tempo-30-Straße, bei der man im Fall der Fälle als Radfahrer immerhin behaupten kann, dass man Vorrang gehabt hätte. Gut, immerhin hat man ein paar Parkplätze entfernt, so dass jetzt von der Falkenturmstraße bis zum Viktualienmarkt eine durchgehend gleiche Fahrbahnbreite zur Verfügung steht. Überraschenderweise hat man sogar die Vorfahrtregeln geändert, auf der Fahrradstraße hat man durchgehend Vorfahrt. Ich bin die Strecke nun bereits ca. 10x gefahren und leider hat sich diese neue Regelung noch nicht zu allen Verkehrsteilnehmern herumgesprochen, besonders negativ ist mir hier die Durchfahrt unter dem Alten Rathaus aufgefallen. Wobei ich dort auch gar nicht sicher bin, ob dort tagsüber überhaupt Kfz verkehren dürfen…

Fahrt von Nord nach Süd, beginnend an der Ausfahrt des Hofgartens

Im Kommentarbereich des Mucradblog habe ich Ende letzten Jahres folgende Maßnahmen für eine (zumindest) gleichwertig attraktive Umfahrung über die vom Stadtrat und KVR vorgeschlagene Route als notwendig erachtet:

Eine solche Route, die eine Wegeverlängerung zur jetzigen Führung darstellt, wird nur angenommen werden, wenn sie trotzdem “schneller” ist. Und dazu reichen ein Eimer Farbe und fünf Wegweiser nicht aus. Ich fange einmal im Norden an: kompletter Umbau des Platzes vor der Feldherrenhalle, Separierung von Fußgänger- und Fahrradströmen, auch gerade im Bereich der Hofgartenzufahrt, vernünftige, möglichst signalfreie Einfädelungen in die beiden Hauptrichtungen Ludwigstraße und Brienner Straße, Umbau der Verbindung Hofgarten – Alfons-Goppel-Straße mit Vorrang für Radfahrer, Ersatz des gräßlichen Kopfsteinpflasters, Verlegung bzw. Entfernung der Busparkplätze hinter der Oper, Querung der Max mit Vorfahrt für Radfahrer (Tram sticht allerdings Radfahrer), Entfernung des Pflasters und Umbau mit baulich getrennter Radinfrastruktur im jetzigen Fußgängerbereich der Falkenturmstraße, Vorrang für Radfahrer an der Einmündung zur Sparkassenstraße mit baulicher “Erinnerung”, Entfall zahlreicher Stellplätze in der Sparkassenstraße, so dass Platz bleibt, um parksuchende PKW zu passieren, Vorrang am alten Rathaus vor dem Tal (also genau das Gegenteil dessen, was dort jetzt beschildert ist), Umwidmung der Asphaltfläche des Viktualienmarktes (welche aktuell eine Fußgängerzone ist! Schonmal versucht, diese Tatsache gegen ein Taxi oder Bus durchzusetzen?) wieder in eine Fahrbahn.

Es wurden immerhin ein zwei der genannten Maßnahmen umgesetzt – naturgemäß diejenigen, die günstig sind und nicht belasten nicht weh tun. Hier folgen nun meine Beobachtungen:

Die Alfons-Goppel-Straße wird von Radfahrern quasi nicht genutzt. Eine viel unattraktivere Verbindung für Radfahrer findet man in der Altstadt auch fast nicht, das Kopfsteinpflaster ist (hier inbesondere das „obere“ Stück am Hofgarten) ist schon abschreckend, aber viel störender ist fast noch, dass diese Straße eine beliebte Abkürzung für Taxis ist und die Regeltreue von Taxifahrern (eigentlich ist dort eine Tempo-30-Zone eingerichtet) ist jedem Radfahrer bekannt. Von Norden kommend hatte ich oft das Vergnügen, an der Einmündung zur Maximilianstraße (leicht ansteigend) hinter abbiegend und rangierenden Kfz warten zu müssen. Zusätzlich ist dies eine Ecke, an der auch Fußgänger gerne und oft die Straßenseite wechseln – auch diagonal über die Maximilianstraße. Mit der Querung der Maximilianstraße hatte ich bislang aus dieser Richtung kommend noch keine Probleme, allerdings weiß ich nicht, ob ortsunkundige sich dort zurechtfinden würden. Ich habe nicht explizit nach Wegweisern gesucht, aber selbst wenn dort welche wären, ist man durch die Verkehrssituation viel zu abgelenkt, um diese unauffälligen Minischilder entdecken zu können. In Gegenrichtung ist diese Ecke etwas unangenehmer, weil man bei Ausfahrt aus der Falkenturmstraße derzeit eine Baustelle im Sichtbereich stehen hat. Die Falkenturmstraße hat einen „guten“ und einen „schlechten“ Teil. Der gute Teil hat eine klassische Fahrbahn mit Gehwegen rechts und links (aktuell nur auf der östlichen Seite, wegen der Baustelle, siehe oben), der schlechte Teil ist ein gemeinsamer Fuß- und Radweg. Prinzipiell kein Problem, aber hier stehen Blumenkübel, Poller, Verkehrsschilder (jeweils an Anfang und Ende diese kurzen Abschnitts, leider von Mitradlern gerne als Abstellort genutzt) und bei gutem Wetter auch Tische und Stühle(!) rum. Letzteres halte ich im Übrigen bei einer Widmung mit Vz240 (gemeinsamer Geh- und Radweg) für unzulässig, weil ein Radweg ein Sonderweg zum Abwickeln von Verkehr ist. Am Übergang zur Sparkassenstraße gibts noch mal „von der Groben“ und bei meinem Fahrten auch gerne abgestellte Lieferfahrzeuge auf dem…man weiß es nicht. Eigentlich ist es ein Gehweg, da die Fußgängerzone in Richtung Hofbräuhaus erst einige Meter dahinter beginnt. Die Sparkassenstraße ist der beste Teil der Strecke, hier trifft man auch erstmals auf eine nennenswerte Zahl von anderen Radfahrern, auf einer meiner ersten Fahrten dort gabs dann aber auch schon Zoff zwischen einem Radfahrer und einer übermotivierten Autofahrerin aus dem Umland. Sieht (und hört) man im Video oben. Die Fahrt über den Viktualienmarkt ist in Ordnung, wobei dort jedoch sicher niemand Schrittgeschwindigkeit fährt. Ich lasse dort üblicherweise die Beine hängen und fahre mit möglichst viel Abstand um Fußgänger herum (falls Fußgänger mitlesen: Einfach laufen und nicht vor Schreck stehenbleiben oder gar zurückrennen 😉 ), wahrscheinlich habe ich dort um die 15km/h drauf (böse böse böse). Das finde ich persönlich in Ordnung, speziell wenn man aufmerksam und bremsbereit fährt, was aber gar nicht geht ist das mit 25 oder 30km/h durchkacheln. Auch wenn das dort nach Fahrbahn aussieht: Es ist eine Fußgängerzone (über die rechtliche Situation bezüglich der „Fahrbahn“ dort kann man als Krümelkacker sicher auch eine längere Abhandlung schreiben). Die Fahrt hoch zum Oberanger ist unspektakulär, lediglich das Linksabbiegen in Richtung Sendlinger Tor ist etwas unübersichtlich und könnte man mit wenig Aufwand (Einrichtung einer abknickenden Vorfahrt) besser machen – davon würden zudem nicht nur wir Radfahrer profitieren, sondern auch die Busse der MVG, die dort Abbiegen müssen.

Wie der aufmerksame Leser gemerkt hat, wurde der Bereich vor der Feldherrnhalle und die Zufahrt zum Hofgarten großzügig ausgespart. Das liegt einfach daran, dass ich die Ludwigstraße und auch die Leopoldstraße nur unter Androhung unmittelbaren Zwangs mit dem Rad befahre. Aber da mir im Hofgarten nicht mehr Radfahrer als sonst begegnen, vermute ich, hat sich dort auch nichts verbessert. So, nun zum Abschluss noch die Fahrt aus Süden kommend.

Altstadtquerung diesmal aus Süden kommend bis zum Hofgarten

 

/Update 18.3.16:

Die Strecke ist definitiv nichts für schönes Wetter. Also, natürlich nicht voller als der Marienplatz bei Sonnenschein, aber eben auch nicht besser. Außerdem hat mir gerade bei Querung des Tals ein Polizei i3 die Vorfahrt genommen. Und ist danach mit 15km/h durch die Fußgängerzone am Viktualienmarkt. Den Kindern zum Vorbild.

/Update 29.3.16:

Über die Ostertage hat man die Querung der Maximilianstraße von Norden kommend „erleichtert“. Ab sofort gibt es am rechten Straßenrand einen Abbiegestreifen bzw. genau genommen einen „Wartestreifen-damit-man-dem-richtigen-Verkehr-nicht-im-Weg-steht“.

Neuer Wartestreifen

Neuer Wartestreifen

Besonders gelungen, dass man dort die Kfz, die hinter einem ebenfalls nach rechts abgebogen sind, auch erst einmal vorbeilassen muss. Eine Spur für direktes Linksabbiegen traut man Radfahrern wohl nicht zu.

 

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