Nach rechts abbiegende Kraftfahrzeuge und getrennt davon angeordnete Radwege oder Radfahrstreifen waren und sind konflikt- und unfallträchtig. Durch die Forderung des ADFC und eigentlich allen Aktionsbündnissen, den Begriff „Radentscheid“ spazieren tragen, nach mehr getrennten Radwegen, wird dieses Konfliktpotenzial noch größer werden. Zumindest an signalisierten Kreuzungen und Einmündungen kann dieser Konflikt jedoch durch die Einführung von richtungsgetrennten Ampelphasen (nicht fahrzeugartgetrennte Phasen) entschärft werden.
In der selbsternannten „Radlhauptstadt“ München (Radverkehrsanteil am Modal Split 2017: 18%; Quelle ) jedoch verzichtet man üblicherweise auf dieses Sicherheitsfeature – selbst wenn die Anlage der Kreuzung dies ohne größere bauliche Maßnahmen erlauben würde. Münchner Radler sind schließlich die besten und unsere Autofahrer eh! Wir brauchen sowas nicht. Ganz im Gegenteil, wir sind so gut, wir können sogar ohne weiteres die nächste Schwierigkeitsstufe bewältigen – die doppelte Rechtsabbiegerspur! Ich weiß leider nicht, wo im Stadtgebiet es solche Spreu-vom-Weizen-Trenner überall gibt, daher folgen hier nun nur zwei Kreuzungen, die jedoch beispielhaft für die lange Tradition dieser Einrichtungen stehen.
Diese bereits einige Jahrzehnte(?) alte Einrichtung befindet sich am Ende der Abfahrt von der Donnersbergerbrücke (Fahrtrichtung Nord) an der Kreuzung mit der Arnulfstraße. Während Radfahrer und Fußgänger sich hier verpflichtend einen gemeinsamen Weg teilen müssen, fächert sich für Kraftfahrer die heilige Dreistreifigkeit auf! Gemäß dem Wunsch der städtischen Verkehrtplaner gehört die linke Spur den Linksabbiegern, die rechte Spur den Rechtsabbiegern und die mittlere Spur den Geradeausfahrern allen. Da es an diesem Kreuzungsast lediglich eine „Durchsatzerhöhungsampel“ für die Rechtsabbieger gibt und keine echte richtungsgetrennte Signalisierung, kann hier ein großes Überraschungsmoment auf Seiten der Radfahrer aber auch der Kraftfahrer entstehen.
Die nächste Einrichtung ist relativ neu, die „Einweihung“ dürfte im Jahr 2016 oder 2017 stattgefunden haben. Sie befindet sich ebenfalls im Verlauf des Mittleren Rings an der Kreuzung Passauerstraße / Heckenstallerstraße ebenfalls in Fahrtrichtung Nord. Diese Kreuzung wurde im Rahmen des Tunnelbauwerks Heckenstallerstraße komplett neu gestaltet.
Ich weiß nicht, wie sich die Planer gedacht haben, dass die Fahrer der auf der mittleren Spur abbiegenden Fahrzeuge den bevorrangten Geh- und Radverkehr beobachten sollen. Aber wie eigentlich immer, geht Verkehrsfluss (damit ist übrigens immer der Kraftverkehr gemeint) vor Sicherheit.