Jeder Münchner kennt ihn, diesen Prachtboulevard, beliebte Flaniermeile und Ort der Kontemplation, Hort der Verkehrsregelachter und Altruisten. Natürlich ist die Rede von der Schwanthalerstraße. Diese soll möglichst bald einen Radfahrstreifen erhalten. So schlägt es der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt vor. Grundsätzlich halte ich die Anlage von einer Fahrradinfrastruktur auf dieser Straße für sehr dringlich, das eher raue (Verkehrs)Klima, die hohe Verkehrsdichte und das häufig künstlerisch wertvoll ausgeführte Parkieren laden nicht gerade dazu, diese Straße gerne mit dem Rad zu befahren. Leider, und das hat auch der BA bemerkt, gibt es keine sinnvollen Alternativrouten, so dass man trotz der dort vorkommenden Unbillen diese Strecke wählen muss, wenn man aus dem zum Wohnen beliebten Westend (oder Laim) in die Innenstadt möchte.
Ich persönlich halte die Anlage von Radfahrstreifen dort für, nunja, naiv. Dem BA ist offenkundig die Problematik von Radstreifen bezüglich des Zuparkens bekannt und er kennt auch die örtliche Situation, weshalb vorgeschlagen wird, dass im Zuge der Schaffung des Radstreifens die Parkplätze tageszeitlich begrenzt in Lieferzonen umgewandelt werden sollen. Um zu Verhindern, dass der Streifen ständig von Lieferdiensten zugeparkt wird. Als Bewohner des Viertels muss ich da leider bitter lachen. Die Parkmoral hier dürfte im städtischen Vergleich am untersten Ende aller Bezirke liegen. Denn bereits jetzt sind (hochwissenschaftlich und vroniplagsicher erhoben) 50% aller Parkplätze auf der Schwanthalerstraße reine Kurzeitparkplätze. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass dies irgendeine Auswirkung auf die Parkdauer auf diesen Plätzen hat. Oder auch: Tageszeitlich begrenzte absolute Halteverbote in Kreuzungsbereichen? Also Bitte! Stört doch niemanden, wenn man dort parkt. Gehwege? Ideal, wenn man mal eben schnell aus dem Auto heraus etwas einkaufen möchte!
Was nützen denn all die Sonderregelungen, wenn niemand sie vernünftig und regelmäßig kontrollieren kann oder will? Zumal das „Ticket“ für einen Verstoß lächerlich niedrig ausfällt. Für letzteres kann zwar die Stadt nichts, aber man sollte es in solche Überlegungen mit einbeziehen.
Außerdem habe ich ein wenig Sorge, dass mit dem Radstreifen ein Fakt geschaffen wird, der eine menschenfreundliche Veränderung der Schwanthalerstraße (weniger Autos, mehr Bäume, breitere Gehwege) im Wege stehen kann – nach dem Motto „was wollt ihr denn, wir haben doch schon was gemacht und viel erreicht!“. Warum nicht über einen großen Schritt nachdenken? Das Viertel erstickt im Verkehr, also weg mit den Parkplätzen und her mit Radwegen, auf denen ich auch meine Kinder fahren lassen würde, weil nicht alle paar Meter ein Lieferwagen, der „nur mal eben“ was ausladen muss, überholt werden will.